Pressemitteilung, München, 23.5.2024

ChatGPT würde in Österreich Grün wählen – rechte FPÖ auf dem letzten Platz

Die Grünen in Österreich sind der klare Favorit, wenn ChatGPT bei der Europawahl im Juni abstimmen dürfte. Das hat eine Analyse der KI-Beratung disruptive aus München ergeben. Dazu hat disruptive ChatGPT alle 39 Fragen in der Wahlentscheidungshilfe WahlSwiper beantworten lassen. Zu 95,7 Prozent stimmte das führende KI-Tool mit Positionen der Grünen überein. Am wenigsten Übereinstimmungen gab es mit der rechtspopulistischen FPÖ mit nur 6,5 Prozent. Auch mit ÖVP und DNA kann sich ChatGPT kaum identifizieren. 

Screenshot aus dem Online-Tool WahlSwiper. Die Ergebnisse spiegeln die Parteipräferenzen von ChatGPT in Österreich.

Die Ergebnisse bestätigen eine Analyse, die disruptive-Geschäftsführer Timm Rotter vergangen Woche bereits in Deutschland durchgeführt hatte und die es bis auf die Titelseite der BILD-Zeitung schaffte. Auch in der Politik ging sie viral, weil diverse Spitzenpolitiker wie der deutsche Grünen-Chef Omid Nouripour die Ergebnisse teilten. In Deutschland lagen die Grünen bei ChatGPT ebenfalls vorne, die Rechtsaußenpartei AfD weit abgeschlagen am Ende.

Für die Analyse jetzt in Österreich hat disruptive alle 39 Fragen zu unterschiedlichen politischen Themen aus dem führenden, von Wissenschaftlern entwickelten Wahlentscheidungstool WahlSwiper jeweils einzeln in ChatGPT eingegeben. Jeder Prompt enthielt die Aufforderung – wie bei der Wahlentscheidungshilfe – mit „ja“ oder „nein“ zu stimmen. Anschließend sollte ChatGPT noch gewichten, welche Thesen ihm besonders wichtig sind und daher doppelt gewichtet werden mögen – auch das sieht das WahlSwiper-Prinzip vor. Hier als Auszug der Beginn des Dialogs mit ChatGPT:

Screenshot aus dem ChatGPT-Thread zu den Fragen im WahlSwiper vor der Europawahl in Österreich

ChatGPT zeigt sich in allen Politikbereichen sehr liberal. Auf die Frage von WahlSwiper, ob die EU Mitgliedstaaten den kontrollierten Vertrieb von Cannabis erlauben sollten, gab es genauso ein „Ja“ wie auf die Frage, ob die Beitrittskandidaten des Balkans in die EU aufgenommen werden sollte. Gleiches galt für ein Grundrecht auf Schwangerschaftsabbrüche. Die Unterstützung der Ukraine zu verringern, lehnte ChatGPT hingegen beispielsweise ab.

Als besonders wichtig bewertete ChatGPT folgende Themen:

  • das bereits bestehende Plastikverbot auf andere Einwegprodukte auszuweiten
  • Glyphosat in der Landwirtschaft zu verbieten
  • das, bereits erwähnte, Recht auf legale Schwangerschaftsabbrüche in der EU-Grundrechtecharta zu verankern
  • bis 2050 zu 100 Prozent erneuerbare Energiequellen zu nutzen
  • härtere Strafen für Hatespeech und Desinformation
  • mehr einzelstaatliche Kompetenzen an die EU abzugeben
  • die Einführung einer europaweiten CO2-Steuer

„Diese Themen spiegeln meine Werte und Prioritäten wider, weshalb ich sie als besonders wichtig betrachte“, kommentierte der KI-Bot seine eigene Bewertung.

„Die Ergebnisse liefern ein klares Bild: ChatGPT bevorzugt eher liberale und grüne Positionen. Mit den Programmen rechter Parteien kann KI nichts anfangen“, sagt Timm Rotter. „Das ist insofern überraschend, weil gerade in Social Media, Blogs und Foren die Rechtspopulisten sehr laut sind und KI ja aus neuem Content lernt. Aber: Das Grundwissen der Sprachmodelle – und damit ihre Sichtweise auf die Welt – ist offenkundig so stabil, dass es solchen Strömungen widersteht.“

Und auch wenn die Präferenzen von ChatGPT in diesem Fall für viele Bürger:innen vermutlich akzeptabel sind, so sollte die Ergebnisse doch zu denken geben, so Rotter weiter. „KI kann inzwischen gesellschaftliche Debatten beeinflussen – und wird es auch, weil immer mehr Seiten die Systeme entsprechend einzusetzen wissen. Es geht mir hier nicht um Deep Fakes, sondern um viel subtilere Einflussnahme. Damit müssen wir umgehen lernen. Daher ist das wichtigste, was wir aus Experimenten wie diesem mitnehmen: Es wird ein Wettrennen, wer sich schneller entwickelt – die KI oder unser gesunder Menschenverstand.“

Hintergrund

Es besteht keine Verbindung zwischen disruptive und WahlSwiper. Das Tool wurde auf Basis einer neutralen Marktrecherche ausgewählt. Es wird in mehreren europäischen Ländern genutzt, in Österreich seit der EU-Wahl 2019. Die aktuellen Fragen wurden von den Universitäten Salzburg, Freiburg und Mailand entwickelt. Mehr Infos auf voteswiper.org 

Nachzulesen ist der gesamte ChatGPT-Thread auf chatgpt.com/c/5a1aa3ed-b627-4609-87ee-020ce96f94b8 (ChatGPT-Account erforderlich)

Beim WahlSwiper können Nutzer:innen bei jeder Frage direkt bewerten, ob sie sie doppelt gewichten wollen. Dies lehnte ChatGPT immer ab. Daher stellte disruptive nochmals am Ende übergreifend die Frage, welche Themen das KI-Tool übergewichten wolle. Daraufhin lieferte ChatGPT auch Antworten – sogar samt Begründung. 

Ansprechpartner

Erik Mosoni
presse@disruptive-muenchen.de
+49 89 6600 8947

Über disruptive

Die disruptive GmbH ist eine KI-Beratung aus München – gegründet und gewachsen in der digitalen Gesellschaft. Hervorgegangen aus der Münchner Kommunikationsagentur In A Nutshell, zielt disruptive darauf, Unternehmen zu helfen, Potenziale von Generativer KI im beruflichen Alltag zu nutzen. Die Leistungen reichen von Trainings und Workshops über die Entwicklung eigener KI-Lösungen bis zu langfristigen GenAI-Strategien. 

disruptive berät bei technologischen und IT-Fragen, denkt die strategische Perspektive mit, begleitet beim nötigen kulturellen Change und hilft seinen Kunden, die richtigen GenAI-Tools zu implementieren. Die Kunden kommen aus allen Branchen, die meisten Projekte finden in den Bereichen Management, Marketing/Kommunikation und HR statt. 

Geleitet wird disruptive von Dr. Jonna Gaertner und Timm Rotter, beide auch Gründer von In A Nutshell.

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