
Mehr als nur ein Hype: Was hinter dem Trend zu JSON-Prompts wirklich steckt
In Tech-Blogs und Social Media überschlugen sich zuletzt begeisterte Meldungen über „JSON Prompt Engineering“. Doch was steckt hinter dem Hype? Eine geheime KI-Expertise oder um eine intelligentere Art, Anweisungen zu geben? Und wie gut funktioniert „JSON-Prompting“ wirklich? Wir haben die neue Technik getestet – Zeit für eine etwas nüchterne Einordnung.
Das Prinzip: Vom Bitten zum Spezifizieren
JSON-Prompting bedeutet, eine Anfrage an eine KI nicht als Fließtext, sondern in einem strukturierten maschinenlesbaren Format zu formulieren. „JSON“, kurz für JavaScript Object Notation, ist hier aktuell der bekannteste Standard.
Anstatt in potenziell mehrdeutiger Alltagssprache die KI um etwas zu bitten, füllt man quasi ein Formular mit klaren Anweisungen aus. Ein Vergleich verdeutlicht den Unterschied:
Standard-Prompt:
„Schreib einen kurzen Tweet über die Vorteile von Dopamin-Detox.“
JSON-Prompt:

Ziel des JSON-Prompts ist, die Anweisung unmissverständlich zu machen und zu verhindern, dass die KI in ihrem Bemühen, unsere Aufforderung zu verstehen, selbst allzu kreativ wird.
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Wo JSON wirklich hilft
Die Stärken von JSON liegen nicht in einer magischen Qualitätssteigerung, sondern in der Erhöhung von Zuverlässigkeit und Vorhersehbarkeit bei spezifischen Aufgaben:
1. Reduzierte Mehrdeutigkeit: Klare Felder wie „laenge“: „150 Woerter“ sind exakter als die Anweisung „bitte kurzfassen“. Unsere Tests zeigen, dass die Ergebnisse konsistenter werden.
2. Vorhersehbare Ausgaben für die Automatisierung: Der entscheidende Vorteil liegt in der maschinellen Weiterverarbeitung. Hier wird die KI nicht nur mit JSON instruiert, sondern auch angewiesen, ihre Antwort in einem exakten JSON-Format zu liefern, das eine Software direkt verarbeiten kann.

3. Output ist einfacher zu verarbeiten: Wenn man als Antwortformat auch JSON definiert, lässt sich das Ergebnis ohne Umwege in eine Datenbank, ein CRM-System oder ein Analyse-Tool einspeisen. Das ist beispielsweise hilfreich, wenn man KI in mehrschrittigen Automatisierungsprozessen nutzt.
4. Struktur für komplexe Anfragen: Bei mehrteiligen Aufgaben hilft die JSON-Struktur, alle Anforderungspunkte klar zu gliedern. Das reduziert das Risiko, dass das Modell einen Teilaspekt „vergisst“.
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Wo JSON-Prompting statt Mehrwert nur Mehraufwand verursacht:
Der oft angepriesene Nutzen ist jedoch nicht ganz so universell, wie er manchmal gefeiert wird. Unsere Tests zeigen zwei Einschränkungen:
- Abhängigkeit vom KI-Modell: Der Performance-Gewinn ist stark vom verwendeten Modell abhängig. Ältere Modelle wie GPT-3.5, die Schwierigkeiten mit der Interpretation komplexer natürlicher Sprache hatten, zeigten in Studien teils signifikante Genauigkeitsgewinne. Moderne, leistungsfähigere Modelle wie GPT-4.1, Claude 3 oder Gemini 2.5 Pro sind von Haus aus besser darin, unstrukturierte Anfragen zu verstehen. Der Mehrwert des JSON-Formats ist bei ihnen oft geringer und manifestiert sich eher in der Zuverlässigkeit des Ausgabeformats als in der inhaltlichen Qualität.
- Keine Garantie für Folgsamkeit: Selbst ein perfekt formulierter JSON-Prompt ist keine Garantie dafür, dass die KI exakt folgt. Besonders in kreativen Bereichen wie der Bild-Generierung sehen wir, dass Modelle trotz strukturierter Anweisungen weiterhin stark interpretieren oder Details ignorieren. Die Struktur hilft uns Menschen, unsere Gedanken zu ordnen, zwingt die Maschine aber nicht zur perfekten Umsetzung.
Der richtige Einsatz: Klare Anwendungsfälle vs. unnötiger Aufwand
Sinnvoll und empfohlen ist der Einsatz hier:
- API-Integration und Automatisierung: Wenn die KI-Antwort als verlässlicher Input für einen anderen Prozess dient (siehe Beispiel oben).
- Repetitive Datenextraktion: Zum wiederholten Auslesen spezifischer Informationen aus Texten. Ein typisches Beispiel ist das Extrahieren von Kontaktdaten aus einer unstrukturierten E-Mail-Signatur:

- Stark reglementierte Ergebnisse: Wenn das Ausgabeformat exakten Vorgaben entsprechen muss, etwa für das Befüllen einer Datenbank.
Oftmals unnötig oder kontraproduktiv ist JSON hier:
- Schnelle, einfache Abfragen: Für eine simple Frage im Chat ist der Aufwand, ein JSON zu erstellen, zu hoch.
- Kreatives Schreiben und Brainstorming: Struktur kann die Kreativität und den „assoziativen Fluss“ des Modells einschränken.
- Offene, explorative Dialoge: Wenn das Ziel ein Gespräch und kein definierter Output ist.
Fazit: Ein Werkzeug, kein Wundermittel
JSON-Prompting ist keine Magie, sondern eine Methode, die uns Anwender zwingt, unsere Ziele klar zu definieren. Es ist der direkteste Weg, der KI mitzuteilen, was wir wollen. Der entscheidende Wandel liegt darin, aufzuhören, die KI um etwas zu bitten, und stattdessen anzufangen, exakt zu spezifizieren, was sie tun soll. Quasi: Denken Sie wie ein Ingenieur, nicht wie ein Geschichtenerzähler!
Damit ist JSON-Prompting ein nützliches Werkzeug im Repertoire eines jeden, der professionell mit KI arbeitet. Die Technik erhöht Kontrolle, Struktur und Zuverlässigkeit – aber nicht zwangsläufig die inhaltliche Qualität. Es ist kein universelles Upgrade, sondern eine Methode für spezifische Anwendungsfälle, in denen Präzision und maschinelle Lesbarkeit entscheidend sind.
Die Entscheidung für oder gegen einen JSON-Prompt ist daher weniger eine Frage von „richtig“ oder „falsch“, sondern eine strategische Wahl, die vom jeweiligen Ziel abhängt. Für viele alltägliche Interaktionen bleibt ein gut formulierter Satz in natürlicher Sprache die effizienteste Methode.
Bildquelle: Midjourney/disruptive