Visual mit einem Laptop, auf dem ein Fenster des neuen ChatGPT5 zu sehen ist.

ChatGPT5 – so holen Sie das beste aus dem OpenAI-Flaggschiff heraus

Es ist gerade mal etwas über 1000 Tage her, dass OpenAI ChatGPT erstmals für alle nutzbar gemacht hat. Vor vier Wochen hat eine neue Version der KI das Licht der Welt erblickt: GPT-5 ist zwar nicht die erste Künstliche Super-Intelligenz, als die sie zunächst gehandelt wurde – dennoch bringt es einige spannende verbesserte Fähigkeiten mit. In der neuen Folge von „KI für Könner“ erklärt unsere Kollegin Tanja Braemer, welche Features es gibt und was sie wirklich können.

GPT-5 können alle ChatGPT-User:innen (auch die, die es gratis nutzen) „anprompten“. Für Gratis-Nutzer:innen nicht auf den ersten Blick sichtbar, erkennen Plus- oder Pro-Abonnent:innen am neu gestalteten Dropdown-Menü in der linken oberen Ecke der ChatGPT-Oberfläche, dass sich etwas getan hat: Hier befinden sich jetzt die neu verfügbaren Modi der aktuellsten ChatGPT-Version – von „Instant“ über „Thinking“ bis hin zu „Auto“.

Auch ältere GPT-Modellversionen sind noch (oder besser: wieder) verfügbar. Das begab sich wohl so: OpenAI erlitt laut Tech-Magazin The Decoder mit seinem neuen Flaggschiff direkt mal Schiffbruch. Das mit GPT-5 eingeführte Routing-Prinzip, bei dem ChatGPT stets automatisch selbst wählt, welches Modell auf einen Prompt reagiert, fanden die Nutzer:innen nicht so gut wie OpenAI-Chef Sam Altman. Offenbar vor allem, weil die Modelle ohne Ankündigung verschwanden und ChatGPT nicht immer die leistungsfähigste Modellvariante auswählte. Böse Zungen behaupteten gar, dass OpenAI durch das Routing kostspielige Anfragen auf Modelle umleite, die weniger Rechenleistung brauchen – mit schlechteren Ergebnissen.

Daraufhin ruderte OpenAI zumindest etwas zurück und gab den Nutzer:innen wieder mehr Kontrolle: mit der gerade schon beschriebenen neuen Steuerungszentrale. Was die unterschiedlichen Modi können, dazu kommen wir noch.

Ganz generell bringt GPT-5 Verbesserungen nicht nur im Hinblick auf die generelle Leistungsfähigkeit, sondern auch in puncto Steuerbarkeit, Zuverlässigkeit, Produktivität und Anpassbarkeit. Die relevantesten Fortschritte sind folgende:

1. Intelligentes Modell-Routing

2. Höhere Genauigkeit & weniger Halluzinationen

Statt wie früher zwischen mehreren Modellen wie GPT‑4o oder o3-mini immer manuell auswählen zu müssen, nutzt GPT‑5 in der frei verfügbaren Version und im „Auto”-Modus, wenn man einen Plus- oder Pro-Account hat, intern einen sogenannten Router. Dieser entscheidet in Echtzeit, welches Modell für eine Anfrage das beste ist: Bei einfachen Fragen liefert ein schnelles Modell rasch Antworten. Bei komplexen Aufgaben wird ein Modell aktiviert, das tiefer „nachdenkt“. Nichtsdestotrotz haben wir – aufgrund der eingangs schon erzählten Vorgeschichte – auch noch die Möglichkeit, sowohl den Modus, als auch ein altes GPT-Modell auszuwählen.

Zunächst wurde sogar der Zugriff auf die „Altmodelle“ komplett gekappt. Nach Protesten von Nutzern, gab OpenAI zumindest das von vielen liebgewonnene Modell 4o aber wieder frei. Tatsächlich hatte es massive Beschwerden bis hin zu Online-Petitionen und Protest-Threads auf Reddit gegeben von Nutzern, die sich „ihren“ Chatbot im Antwortverhalten lange konditioniert und teilweise sogar emotionale Bindungen aufgebaut hatten. Auf Reddit gab es sogar 4o findet sich jetzt in der Modellauswahl oben links unter „Legacy Models“.  

Was bringt es wirklich?

Mit dem Auto-Modus übernimmt ChatGPT das Steuer: Man spart Zeit, weil man nicht mehr über das passende GPT-Modell für eine Aufgabe nachdenken muss. Und: Langes Hin- und Herprompten entfällt, wenn man doch mal ein ungeeignetes Modell für eine Aufgabe ausgewählt hat und die Antwort zum Beispiel viel zu ausführlich ausgefallen ist. Wer selbst mehr Kontrolle bei der Modell- und Modi-Wahl möchte, hat trotzdem noch die Möglichkeit, selbst zu entscheiden.

GPT-5 kann komplexe Probleme sehr präzise lösen. Die Wahrscheinlichkeit von „Halluzinationen“, also das Erfinden von Fakten, soll so deutlich sinken. Gegenüber GPT‑4o soll GPT-5 im Schnitt 45 Prozent weniger Fehler machen. Diese und andere ähnlich beeindruckende Zahlen sollen belegen, dass man der KI in gewisser Weise jetzt doch eher „vertrauen“ könne als zuvor. „Ehrlicher“ oder zumindest transparenter soll die KI fortan auch sein: GPT‑5 gibt in bestimmten Fällen seine Unwissenheit nun zu mit dem Satz „Ich weiß es nicht“, statt einfach plausible, aber falsche Informationen zu produzieren.

Was bringt es wirklich?

Statistik hin oder her: Eine KI bleibt eine KI. Ihre Ergebnisse zu hinterfragen, ist weiterhin zentral in der professionellen Arbeit von uns Menschen mit jedem GenAI-Tool. ChatGPT also ab jetzt blind zu vertrauen, ist ganz und gar nicht ratsam. Halluzinationen bleiben nach wie vor ein Thema.

3. Größere Kontextfenster & hohe Durchsatzraten

In Sachen Brainpower macht ChatGPT 5 nochmal einen Schritt nach vorn: Das „Thinking“-Modell zum Beispiel kann bis zu 196.000 Tokens, also 150.000 Wörter, auf einmal verarbeiten, ohne aus dem Konzept zu kommen – ideal für Langdokumente oder komplexe Kontexte. Auch die generelle Antwortgeschwindigkeit wurde laut OpenAI in ChatGPT5 verbessert. Die integrierte Memory-Funktion, die über einzelne Threads hinweg Informationen speichert, soll jetzt auch leistungsfähiger sein.

Was bringt es wirklich?

Wer umfangreiche Dokumentationen, Reports oder Strategiepapiere effizient verarbeiten möchte, profitiert durchaus von den Fähigkeiten von ChatGPT 5. Einen Quantensprung stellt das aber im Vergleich zu den früheren ChatGPT-Modellen nicht dar. Dank der Memory-Funktion ist eine stärkere Personalisierung und wirklich kontextbezogene Kommunikation wahrscheinlicher als zuvor.

4. Integration anderer Dienste

Plus- und Pro-Nutzer:innen können GPT‑5 jetzt auch direkt mit Google-Diensten wie Google Drive oder auch mit einem Sharepoint verbinden. Die KI kann damit E‑Mails referenzieren, Termine vorschlagen oder auch Kontakte nutzen.

Was bringt es wirklich?

Effizienzgewinne im Alltag sind für ChatGPT-User:innen jetzt noch leichter realisierbar: Besprechungen vorbereiten, Antworten auf E‑Mails generieren oder Kalendermanagement – lässt sich ab sofort alles nahtlos im Chat erledigen. Doch hier ist Vorsicht geboten. Die Integration von KI-Agenten in firmeninterne Systeme wie E-Mail oder Datenbanken wie SharePoint bringt jede Menge Hausaufgaben in Sachen Datenschutz mit sich: Neben der DSGVO will auch der AI Act rechtskonform umgesetzt sein. Selbst wenn zum Beispiel das Google Drive mit zwei Klicks im Handumdrehen mit ChatGPT verbunden ist: Auf eigene Faust sollte man das nicht tun. Denn per Default fließen sonst die eigenen (vertraulichen!) Firmendaten ins Training von ChatGPT ein. OpenAI wird es wohl freuen, deinen Arbeitgeber aber ganz und gar nicht.

5. Agent Mode

Kommen wir zum Highlight von ChatGPT 5, dem Agent-Mode. Die Funktion gab es zwar auch schon vor GPT-5, jetzt wurde sie aber nochmal verbessert. Damit wird ChatGPT zu einem digitalen Assistenten, der auch selbstständig Schritte ausführen kann – ohne ständiges menschliches Eingreifen.

Im Agent Mode kann man der KI auf einer Art Desktop beim Arbeiten zuschauen. Da werden Websites durchgeklickt und Infos zusammengefasst – man selbst behält trotzdem immer die volle Kontrolle: Der Agent unterbricht Aktionen bei sensiblen Schritten wie einem Kauf oder einem Login, bietet Echtzeit-Transparenz und erlaubt jederzeit unser Eingreifen. Zumindest theoretisch … Vor einigen Wochen erst erlebten wir ein wahres KI-Fail: Beauftragt, ein Restaurant zu recherchieren, reservierte der Agent (damals noch in der Vorversion von ChatGPT) einfach einen Tisch und gab dann treuherzig zu Protokoll: „Es tut mir leid, aber ich habe im Reservierungsprozess aus Versehen den letzten Schritt ausgelöst.” Hoffen wir, dass so etwas in ChatGPT5 nicht mehr passiert.

Um den Agent-Mode zu nutzen, braucht es ein kostenpflichtiges Abo – Pro, Plus oder Team. Im Chat-Fenster klickt man auf das Tools-Dropdown-Menü und gibt dann den Prompt ein. Der Agent beginnt mit der Arbeit, fragt bei Bedarf nach und vollzieht automatisch die Arbeitsschritte bis zum finalen Ergebnis.

Was bringt es wirklich?

Zeit- und Effizienzgewinne an allen Ecken und Enden – gehen wir es mal eben im Kopf durch: Welche Aufgaben erledigst du oder deine Kolleg:innen immer wieder mit viel Aufwand? Solche Tasks lassen sich mit dem Agent wiederkehrend planen, egal ob täglich, wöchentlich oder in einem anderen Turnus. Multi-Step-Prozesse laufen ohne manuelles Eingreifen zum gewünschten Zeitpunkt ab: Der Agent kann eigenständig recherchieren, Daten aufbereiten, und daraus Präsentationen oder Reports erstellen — z. B. Konkurrenzanalysen oder Meeting-Zusammenfassungen. Das hilft gerade bei Personal-Engpässen, alle To-Dos trotzdem zu wuppen.

Was die verschiedenen GPT-5-Modi können

Neu sind auch, aber das ist eher auf Anwenderebene interessant als bezogen auf das Big AI-Picture, wie eingangs schon erwähnt, die verschiedenen Modell-Modi. Sie haben ganz unterschiedliche Stärken: Im Auto-Modus (der einzige verfügbare Modus für Gratis-Nutzer:innen) entscheidet ChatGPT selbstständig, ob deine Aufgabe besser, schnell oder besonders gründlich gelöst werden sollte.

Das System wählt automatisch zwischen Fast und Thinking je nach Kontext und Input. Der Modus ist perfekt für den Alltag, wenn man keine Zeit hat, sich intensiv mit den verschiedenen Modellen und deren Fähigkeiten auseinanderzusetzen oder eben Gratis-Nutzer ist. Instant liefert schnell, direkte Antworten und betreibt wenig Rechenaufwand. Das Modell „denkt“ weniger tief, Priorität ist Geschwindigkeit. Motto: Liefern!

Im Thinking-Modus führt ChatGPT tiefgehende Analysen durch. Es prüft interne Zwischenschritte, plant Abläufe und liefert besonders präzise Antworten. Genau richtig für komplizierte Fragestellungen und detaillierte Lösungswege, etwa einen mehrstufigen Rechercheprozess.

Sobald das Wochenlimit von 3.000 Nachrichten für den Thinking-Modus erreicht ist, wechselt ChatGPT automatisch auf das Thinking mini-Modell. Dieses bietet eine abgespeckte Variante des Thinking-Modus.

Tipp: Wer während der Unterhaltung mit ChatGPT sehen will, welches Modell gerade zum Einsatz kommt, dem verrät das ein Mouseover über den Regenerate-Butten (zwei Pfeile im Kreis unter der KI-Antwort).

Sag ChatGPT, wie du tickst: die „Personality Modes“

Mein persönliches Lieblings-Gimmick am neuen GPT‑5 mit Bezahl-Account: Mit voreinstellbaren Stilen wie „Cynic“, „Robot“, „Listener“ oder „Nerd“ erhält man eine passende Tonalität über alle Gespräche hinweg. Das hilft einerseits bei zielgruppengerechter Kundenkommunikation, ist aber auch ziemlich amüsant, wenn man mal zwischendurch Zeit hat. Das Ende dieser Kolumne sollte laut ChatGPT im Roboter-Stil jedenfalls so lauten (wer erkennt, bei welcher TV-Legende hier geklaut wurde?): Signal endet. Abschalten.

Bildquelle: Midjourney/disruptive

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