Donald Trump macht mit KI Geopolitik:

Es war – zumindest aus wirtschaftlicher Sicht – die größte KI News dieser Woche: 500 Milliarden Dollar wollen US-Firmen, unterstützt von Donald Trump, in amerikanische KI-Infrastruktur pumpen.

500 Milliarden Dollar entsprechen ungefähr einem deutschen Bundeshaushalt, oder – eine andere Lesart – dem 300-fachen Budget, das das deutsche Bundesforschungsministerium in dieser Legislatur für KI-Förderung vorgesehen hatte. Abseits des reinen Volumens ist das Mega-Investitionsprogramm aber aus einem anderen Grund interessant: weil es vor allem ein geostrategisches Projekt ist, um das KI-Wettrennen mit dem wichtigsten Kontrahenten nicht zu verlieren. Und das ist China. 

Und plötzlich war die US-Dominanz gebrochen

China schien lange Zeit quasi nicht präsent in der Entwicklung von GenAI-Tools, hat aber schon immer große Ziele verkündet („Global Leader in AI in 2030“) und zuletzt auch geliefert: Das chinesische KI-Modell „DeepSeek R1“ verblüffte im Dezember Expert:innen, weil es sogar ChatGPTs aktuell bestes Modell o1 übertraf, und das bei deutlich geringerem Energieaufwand. (Update: 28.1.: An den Börsen sorgte der überraschende Erfolg für Kurseinbrüche der US-Tech-Aktien – aus Sorge, dass die USA im KI-Wettlauf ins Hintertreffen geraten.).

DeepSeek kann man auch aus Deutschland nutzen unter deepseek.com. Es soll deutlich weniger Energie verbrauchen und damit im Betrieb günstiger sein und ist, anders als o1, Open-Source. Das heißt: Start-ups und Entwickler weltweit können das Modell viel einfacher in eigene Applikationen integrieren, als es mit den geschlossenen Systemen von OpenAI oder US-Wettbewerbern wie Google oder Anthropic möglich ist.

Sam Altman warnt schon lange vor dem globalen Machtkampf

Entsprechend viele Daten, so die zuletzt mehrfach geäußerte Sorge in US-Techblogs, könnten nun nach China fließen und die Modelle noch schneller lernen lassen. OpenAI-Chef Sam Altman mahnt schon länger an, dass die KI-Aktivitäten in den USA nicht nachlassen dürften: „If we want to ensure that the future of AI is a future built to benefit the most people possible, we need a U.S.-led global coalition”, schrieb er in der Washington Post. Und auf „X“ legte er nach: „It is critically important that the US maintains its lead in developing AI with democratic values.“

KI als „kritische“ Infrastruktur – das ist der Hintergedanke von „Stargate“. Von den 500 Milliarden, die vor allem vom ChatGPT-Erfinder OpenAI, vom Hardwarehersteller Oracle und dem japanischen Tech-Investor SoftBank kommen, sollen in erster Linie Rechenzentren und Super-Computer gebaut werden. Der Fokus erscheint schlüssig ist, weil KI-Erfolg vor allem davon abhängt, wie leistungsfähig die IT-Infrastruktur ist, um die Large Language Models zu trainieren.

Warum Elon Musk „Stargate“ kritisiert 

„Stargate“ ist in den USA nicht unumstritten, sogar Trumps enger Berater, der Tesla-Chef Elon Musk, hat das Projekt überraschend deutlich in der Öffentlichkeit als nicht finanzierbar kritisiert. Seine KI-Firma xAI ist nicht Teil des Projektes.

Wie das Geld zusammen kommen soll, ist tatsächlich zumindest noch nicht klar kommuniziert, bzw. laut „Financial Times“ tatsächlich noch nicht gesichert. Stutzig macht auch, dass Trump zusammen mit Softbank-CEO Masayoshi Son im Dezember schon einmal ein 100 Milliarden Dollar schweres KI-Investitionsprogramm angekündigt hatte – das jetzt aber nicht mehr zur Sprache kam.

Was „Stargate“ jedoch eindeutig zeigt, ist, wie stark Künstliche Intelligenz inzwischen Geopolitik geworden ist, zur „hegemonialen Machtfrage“ („Forbes“). Zwei Jahre nach dem Start von ChatGPT hat die Technologie die weltpolitische Bühne erobert – und diese ist aktuell nicht gerade von Stabilität gesegnet.

Oracle, einer der Stargate-Partner, formulierte es laut CNN daher sogar recht unverhohlen: Das Projekt diene vor allem dazu, „die nationale Sicherheit von Amerika und seinen Alliierten zu schützen“. 

Der Kampf um die KI-Führerschaft ist ab sofort kein technologischer und wirtschaftlicher mehr, sondern ein zutiefst geopolitischer.

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