
Vergleich der ChatGPT-Modelle: Welches Modell für welche Aufgabe?
Diesen Artikel haben wir nach der Aktualisierung der Modellgeneration durch OpenAI überarbeitet und angepasst (Stand 8. Mai 2025).
Die KI-Welt entwickelt sich rasant – alle zwei bis drei Monate bringt allein der Marktführer OpenAI neue Versionen seines Chatbots ChatGPT heraus. 4-o, das vor einem Jahr noch als Breaking News gefeiert wurde, ist inzwischen Standard. Die wichtigsten Neuheiten seitdem waren ChatGPT 4.5 und – jetzt im April 2025 – o3 und o4-mini.
Insofern ist ChatGPT nicht mehr nur ein KI-Werkzeug, sondern bietet einen ganzen Werkzeugkasten diverser Tools. Sie alle sind mit unterschiedlichen Fähigkeiten ausgestattet und unterscheiden sich in Leistungsfähigkeit, Geschwindigkeit und Kosten. Und: Nicht jedes neue Modell ist unbedingt besser als der Vorgänger.
In unserer W&V-Kolumne vergleichen wir deren Fähigkeiten und erklären, welches Modell für welche Aufgabe besonders gut geeignet ist. Hier die Übersicht Paywall-free:
GPT-4o: Die multimodale Allrounderin

Am Beispiel GPT-4o sieht man gut, wie schnell sich die KI-Welt dreht. Im Mai 2024 gelauncht, setzte es ganz neue Maßstäbe in Bezug auf Geschwindigkeit und multimodale Fähigkeiten. Es war doppelt so schnell wie sein Vorgänger und fünfmal besser in Textverarbeitung und Spracherkennung.
Und heute? Ist es im Vergleich zu den neuen Reasoning-Modellen technologisch betrachtet ein alter Hut. Dennoch ist GPT-4o weiterhin ein hilfreiches Tool – es kann sehr effizient und ohne den Überblick zu verlieren, in einem Thread zwischen Text, Sprache und Bildern wechseln. Gerade in puncto Sprachverarbeitung ist es den neueren Modellen laut KI-Experten weiterhin voraus. Zudem ist es extrem schnell.
Das liegt daran, dass es noch nach dem „alten“ Transformer-Prinzip arbeitet: Statt unseren Prompt und seine Intention bis ins letzte Detail zu durchdenken, liefert es die wahrscheinlichste Antwort. Für die allermeisten Standard-Anfragen reicht das vollkommen aus.
Ein wichtiges Update hat 4o zudem in puncto KI-Visuals erhalten: Im Frühjahr 2025 startete OpenAI das neue Modell „ChatGPT-4o zur Bildgenerierung“. Dieses löste das bisherige Bild-Modell Dall-E 3 ab und stellt tatsächlich einen Quantensprung da. Dall-E 3 konnte weder stabil Text verarbeiten, noch war es in der Lage, zuverlässig fotorealistische Bilder zu erstellen. Immer wieder glitten die Motive ungewollt ins Comic-hafte ab. Das neue Modell, das direkt innerhalb von o4 nutzbar ist, schafft beides und ermöglicht zudem noch eine (zumindest einigermaßen brauchbare) Bildbearbeitung. Mit dem Marktführer Midjourney kann es allerdings noch nicht mithalten.
Einsatzgebiete für GPT-4o
GPT-4o ist ideal für Anwendungen, die schnelle Reaktion und die Verarbeitung verschiedener Medien erfordern. Wir erstellen damit gerne Social-Media-Content und Funktionstexte von überschaubarer Komplexität – E-Mails, Memos oder Konzepte für Präsentationen oder Vorträge. Kurz gesagt: Bei den üblichen Alltagsaufgaben sind Sie mit 4o oft am besten bedient. Gleiches gilt für die Bildbearbeitung innerhalb von ChatGPT.
ChatGPT o3: Der tiefsinnige Denker

Das neue ChatGPT-Modell o3 ist der leistungsstarke Nachfolger der o1-Serie. Der Name „o2“ wurde bewusst übersprungen, um Markenrechtskonflikte mit einer bekannten Telekommunikationsmarke zu vermeiden, heißt es.
o3 ist – Stand heute – die leistungsfähigste KI von OpenAI, die es je gab. Manche Expert:innen sprechen sogar schon davon, dass es als erste KI der sogenannten Artificial General Intelligence (AGI), also einer Superintelligenz auf menschlichem Niveau, zumindest bereits sehr nahekommt.
Das Modell setzt vor allem in der Problemlösung neue Maßstäbe. Es kombiniert herausragende Fähigkeiten in Programmierung, Mathematik, Wissenschaft und visueller Analyse. Besonders leistungsstark ist es bei visuellen Aufgaben wie der Analyse von Bildern, Diagrammen und Grafiken.
Dabei ist das Modell nicht nur leistungsfähiger, sondern auch deutlich zuverlässiger: In Tests macht o3 bei schwierigen, realen Aufgaben 20 Prozent weniger Fehler als sein Vorgänger.
Im Gegensatz zu klassischen Sprachmodellen (den sogenannten Transformern), die Antworten in einem Schwung erzeugen, denkt o3 in verknüpften Einzelschritten. Dieses Vorgehen nennt sich „Reasoning” – passend dazu spricht man auch von den neuen „Reasoning“-Modellen.
Es bedeutet, dass das Modell die Aufgabe in überschaubare Teilaufgaben zerlegt und jeden Schritt begründet, bevor es eine endgültige Antwort gibt. Dieser Prozess hilft Modellen wie o3 dabei, Halluzinationen zu reduzieren und die Genauigkeit bei komplexen Aufgaben zu verbessern.
Auch bei Aufgaben, die logisches und schrittweises Denken erfordern – etwa bei Codierung oder abstrakter Mathematik – erzielt o3 deutlich bessere Ergebnisse als bisherige Modelle.
Neu ist auch diese Fähigkeit: o3 kann visuelle Informationen nicht nur erkennen, sondern sie aktiv in seine Denkprozesse integrieren – selbst bei schlechter Bildqualität. Es kann Bilder bei Bedarf analysieren und verändern (z. B. durch Drehen oder Zoomen), um daraus fundierte Schlüsse zu ziehen.
Die oben bereits erwähnte Bildgenerierung ist mit o3 und anderen neueren Reasoning-Modellen ebenfalls möglich, allerdings sind diese darin nicht besser, sondern nur langsamer – daher bevorzugen wir hier weiterhin 4o.
Einsatzgebiete für o3
Das o3-Modell ist bei uns erste Wahl für komplexe Wissensverarbeitung – etwa im Research – und anspruchsvolle Denk- und Programmieraufgaben. Es eignet sich besonders gut für Fachexperten, Akademiker und professionelle Entwickler, die tiefgehende Analysen und strukturierte Lösungsansätze benötigen. Für „normale“ Alltagsfragen ist es hingegen überdimensioniert und verbraucht zu viel Rechenpower und damit – Stichwort Nachhaltigkeit – Energie.
ChatGPT o4-mini: Die günstige MINT-Spezialistin

o4-mini ist ein kompakteres Modell von OpenAI, das speziell für Geschwindigkeit und Kosteneffizienz optimiert wurde – und dabei durch bemerkenswerte Leistungen überzeugt. Besonders stark ist es bei mathematischen, codierenden und visuellen Aufgaben. Im Vergleich zu o3-mini verbessert sich o4-mini auch bei nicht-technischen Aufgaben und im Bereich Data Science deutlich.
Zudem reagiert es kontextbezogener und natürlicher – unter anderem durch die Fähigkeit, auf frühere Gespräche und Nutzereingaben zu verweisen.
Eine zentrale Neuerung ist auch hier die Fähigkeit, visuelle Informationen aktiv in Denkprozesse einzubeziehen. o4-mini kann Bilder analysieren, drehen, zoomen und interpretieren – selbst bei geringer Qualität – und daraus sinnvolle Schlüsse ziehen.
Einsatzgebiete für o4-mini
Das Modell o4-mini ist gezielt für komplexe Argumentationsstrukturen konzipiert worden. Dabei eignet es sich insbesondere für technische und logische Aufgaben, für Programmierprojekte sowie für visuelles Denken. Wir nutzen es vor allem für Recherchen, bei denen es auf Fakten und die Verknüpfung von Wissen ankommt.
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ChatGPT-4.5: Der kurzlebige Empath

Groß angekündigt, hat sich ChatGPT-4.5 zum ersten echten Flop in der Geschichte von OpenAI entwickelt. Anfangs wurde es nur im 200€-Pro-Abo angeboten und hat damit hohe Erwartungen geweckt. OpenAI CEO Sam Altman pries zum Launch sein quasi-menschliches Verhalten: „It is the first model that feels like talking to a thoughtful person to me.“
Auch erste Tests noch objektiverer KI-Kenner als Altman zeigten, dass sich Gespräche mit ChatGPT-4.5 in der Tat natürlicher anfühlten. Es antwortet erstaunlich empathisch und wirkt beim Ideen-Ping-Pong kreativer als die Vorgänger. Dadurch, dass es den Kontext eines Threads besser als die Vorgänger verinnerlicht, kann man mit 4.5 auch längere Diskurse führen oder Probleme in vielen Schritten erörtern.
Dennoch sind die Tage des Modells gezählt: Schon im April 2025 kündigte OpenAI an, es zumindest für Entwickler abzuschalten, die über die API zugreifen. In der App und über die Browser-Version ist es vorerst weiterhin nutzbar.
Neu auf den Markt brachte die Firma dafür plötzlich 4.1, zunächst in der API-Version von ChatGPT. Numerisch ist es ein Rückschritt, dafür soll es deutlich schneller und damit günstiger sein, und zwar sogar nochmals etwa ein Viertel besser als das bis dato effizienteste Modell 4o, das meistens von ChatGPT-Nutzern verwendet wird.
Einsatzgebiete für ChatGPT-4.5
4.5 mag als Auslaufmodell wirken, ist für kreatives Schreiben und ausführliche, nuancierte Inhalte ist es weiterhin empfehlenswert. Es eignet sich für Content-Marketing, Storytelling und Inhalte, bei denen Intelligenz und stilistische Finesse gefragt sind (dieser Blog wurde übrigens nicht von 4.5 geschrieben ;-)).
Fazit: Welches Modell für welchen Zweck?
Wenn Sie ChatGPT optimal nutzen wollen, ist es sinnvoll, kurz über die Wahl des richtigen Modells nachzudenken. Unser Tipp: Bei Alltagsfragen, die kein Reasoning verlangen, ist 4o die beste Wahl, da es am schnellsten und pointiertesten antwortet. 4.1 dürfte es allerdings ablösen, sobald es allgemein verfügbar ist.
Für gängige Recherchen und bei wissenschaftlichen und technische Fragestellungen nutzen wir gerne o4-mini. Wird es arg komplex, lassen wir entweder o3 als Test gegen o4-mini laufen oder arbeiten nur mit o3, da sein schrittweises Denken viele Probleme nochmals strukturierter löst.
o3 ist in puncto Leistungsfähigkeit allen Modellen überlegen. Allerdings sollten Sie abwägen, ob die langsamere Rechengeschwindigkeit und der höhere Energieverbrauch es wert sind, das Modell einzusetzen.
4.5 nutzen wir eher wenig – es ist ebenfalls relativ langsam, und das Versprechen stilistischer Finesse erfüllen menschliche Autor:innen immer noch besser – zumindest wenn man ein genaues Corporate Wording im Kopf hat.
Was wir auf jeden Fall sehen: Es geht nicht mehr darum, immer das leistungsfähigste Modell zur Hand zu haben. Erfolgreich mit KI arbeiten, heißt vielmehr, das richtige Spezialwerkzeug für den jeweiligen Zweck zu kennen.
Zugleich zeigt die Weiterentwicklung, wie schnell sich die KI-Landschaft verändert. Ein Modell, das gestern für Spitzenleistungen gefeiert wurde, könnte morgen schon Standard sein. Insofern: Lesen Sie hier im Blog regelmäßig mit – wir behalten für Sie den Überblick.
Bildquelle: Midjourney/disruptive