In 3 Etappen zum KI-Gold: So heben Sie das Potenzial von GenAI im Unternehmen

GenAI bringt die Menschheit auf ein neues Produktivitätslevel. Doch wie lässt sich der KI-Schatz im Unternehmen heben? In der neuen Folge der W&V-Kolumne „KI für Könner“ sagt unsere Kollegin Tanja Braemer: Die Zeit des ziellosen Herumpromptens ist vorbei. Aus dem Einsatz von GenAI erwachsen nur dann Business-Cases, wenn Produktivität unser Fokus ist. KI-Gold finden vor allem Unternehmen, die frühzeitig klar entscheiden, wo es sich wirklich lohnt, in GenAI zu investieren. Wohl dem also, der eine Schatzkarte hat. Hier gibt es die Kolumne wie gewohnt ohne Paywall zum Nachlesen: 

Bei uns KI-Schatzsucher:innen ist es auch nicht anders als bei Indiana Jones und Co. Während der klassische Abenteurer von der Idee plötzlichen Reichtums angezogen ist, fasziniert uns der Gedanke, dass GenAI unsere Prozesse einfacher und unser Business einträglicher macht. Das ist meistens zwar nur eine vage, aber nicht minder funkelnde Idee. Und so fragen wir uns hochmotiviert: Wo müssen wir denn nun nach unserem KI-Schatz buddeln? Wie kommen wir da hin? Und: Wonach genau graben wir überhaupt? 

Damit wir losziehen können, müssen wir unseren individuellen KI-Schatz also überhaupt erst einmal zu fassen bekommen: Welche GenAI-Preziosen sind die wirklich wertvollsten für uns? Die sind nämlich von Unternehmen zu Unternehmen verschieden, je nach Business-Modell, Größe, Ausrichtung und Strategie. GenAI businessrelevant im Unternehmen implementieren – die Fragen, die man sich hier stellen kann, sind vielfältig: 

  • Brauchen wir vielleicht eine eigene Bild-KI, um mit wenig Aufwand eigene  visuelle Welten erschaffen zu können? 
  • Macht ChatGPT unser digitales Marketing kostengünstiger?
  • Sollten wir über KI-generierte Videos nachdenken, um mehr Zielgruppen passgenauer ansprechen zu können? 

In unserer KI-Beratung disruptive arbeiten wir mit einem mehrschrittigen Framework, das Unternehmen in die Lage versetzt, ihren individuellen KI-Schatz zu beschreiben und zu heben. Alles beginnt mit einer sorgfältigen Bestandsaufnahme. 

Etappe 1: den KI-Schatz zu fassen bekommen

In vielen Unternehmen ist Generative KI bereits angekommen, das hat unser aktueller AI Readiness Report gezeigt. Es gibt gute Praxiskenntnisse, reflektierte Bedürfnisse und Ideen, wo GenAI gewinnbringend eingesetzt werden kann. Diese gilt es nun zu sammeln, zu beschreiben und zu priorisieren. Die drei wichtigsten Gedanken sind hier:

1. Welche KI-Use-Cases gibt es bei Ihnen schon? 

Sammeln Sie alles, was Sie an GenAI-Cases finden: Das kann das Korrigieren von Text genauso gut sein wie das Bearbeiten von Bildern, Übersetzungen oder das Erstellen von Videos. Es ist sinnvoll, in diesem Stadium möglichst alle, die potenziell und aktuell GenAI einsetzen, zu befragen und mit ihnen über Chancen und Risiken des Technologie-Einsatzes zu diskutieren. Das hilft nicht nur, alle relevanten Use Cases zu erfassen – es trägt auch zur KI-Kultur im Unternehmen bei: Sie schaffen ein Forum für das Thema, die Kolleg:innen werden gehört und können sich frühzeitig einbringen. So formt sich rasch eine Schar von Spezialisten, die das Thema ins Unternehmen tragen. 

2. Wie viel Zeit und Budget beanspruchen die Aufgaben? Wie oft wiederholen sie sich?

Mit Hilfe der folgenden Kategorisierung lassen sich die Use Cases erst wirklich verstehen und auf ihre Relevanz für das Unternehmen hin abklopfen. Hier bekommen Sie eine erste Vorstellung, wo Ihre größten Hebel stecken.

Bewerten Sie für jeden Case den Zeit- und Budgetaufwand einerseits und den Grad der Wiederholung andererseits. Für das Korrektorat von 3 Pressemitteilungen im Monat brauchen Sie normalerweise fiktive 0,5 Manntage intern und ebenso viele externe Ressourcen. Fotos benötigen Sie vielleicht nur zweimal im Jahr, ein externer Fotograf und der interne Betreuungsaufwand belaufen sich auf 4 Manntage und 8.000 Euro Fremdkosten. Indem Sie sich all das vor Augen führen, gewinnen Sie Klarheit über die Aufwandsseite Ihrer Use Cases. Bitte nicht falsch verstehen: Es geht dabei nicht darum, Mitarbeitende zu ersetzen. Es geht darum, zu verstehen, wo Einsparungen erst einmal nur theoretisch realisierbar wären. 

3. Wie hilfreich wäre GenAI bei der Bewältigung der Aufgaben?

Nicht jeder Use Case, den man sich am liebsten von einer KI abnehmen lassen möchte, ist auch tatsächlich ein GenAI-Use-Case. Es kommt immer wieder vor, dass von GenAI Dinge erwartet werden, die sie (noch) nicht bewerkstelligen kann. Nehmen wir das Beispiel Prozessautomatisierung: Hier sind Tools wie Make und Zapier viel besser geeignet als reine GenAI-Tools. Hier gilt es sauber zu unterscheiden, sonst ist am Ende die Ernüchterung groß.


Pro-Tipp: Die Bewertung der Aspekte unter 2. und 3. können Sie mit Hilfe von Punkten vornehmen. Hohe Zeitaufwände bringen zum Beispiel drei von drei möglichen Punkten, ein geringer Grad an Wiederholung einen von drei. Wenn Sie sich alles in einer Tabelle notieren, sehen Sie mögliche Effizienzgewinne auf einen Blick. Das ist aber erst der Anfang.

Etappe 2: Welche KI-Schätze sind für uns erreichbar?

Vielleicht fragen Sie sich jetzt: Gehe ich denn nun einfach an die Cases ran, bei denen KI besonders gut helfen kann und die möglichst viel Budget und Zeit sparen? Nicht ganz. Sie wechseln jetzt noch mal die Perspektive auf Ihre Case-Tabelle und setzen eine (andere) unternehmerische Brille auf. Es geht hier um zwei Fragen:

1. Ist ein Use Case überhaupt als KI-Case realisierbar? 

Anders als eben geht es hier nicht generell um die Frage, ob eine KI-Lösung überhaupt die Lösung wäre. Sie entscheiden jetzt über die Realisierbarkeit einer KI-Implementierung für den jeweiligen Case in Ihrem Unternehmen. 

Hier stehen Fragen im Raum wie: Gibt es überhaupt für uns passende KI-Tools, die bei einer Aufgabe sinnvollerweise unterstützen können? Gibt es Limitierungen innerhalb des Unternehmens, die einer Realisierbarkeit im Wege stehen (Datenschutz, Akzeptanz in der Käuferschaft, rechtliche Bedenken, sonstige Risiken, Guidelines)? Welche technologischen Grenzen gibt es? etc. 

Kategorisieren Sie in realisierbare und nicht realisierbare Cases. Die nicht realisierbaren fallen ab sofort weg.

2. Welchen langfristigen Benefit bringt ein KI-Case im Verhältnis zu den Implementierungskosten? 

Dann setzen Sie in einem zweiten Koordinatensystem das eine Kriterium auf die X-, das andere auf die Y-Achse. Platzieren Sie die Use Cases an die passende Stelle und identifizieren Sie dann die Cases, die möglichst günstig in der Implementierung sind und zugleich einen großen Benefit für Sie haben. Die suchen wir. Alle anderen sortieren Sie aus. 

Etappe 3: Ran an den GenAI-Schatz 

Im letzten Schritt priorisieren Sie das Set der für Sie vielversprechendsten Uses Cases. Hier bieten sich Kriterien wie Brand und Process Value an. Fragen Sie sich:

  • Wie sehr zahlen KI-Implementierungen im konkreten Anwendungsfall auf unsere Marke ein?
  • Wie stark vereinfachen sie unsere Prozesse?
  • Wie viel besser und qualitativ hochwertiger werden die Arbeitsergebnisse?

KI-Implementierung im Unternehmen: Training ist das A&O

Jetzt haben Sie Ihre KI-Schatztruhe hoffentlich schon vor Augen. Glitzert das nicht ganz wundervoll?

Um nun in die Implementierung zu kommen, rücken neue Aspekte in den Fokus, wie etwa eine angepasste Personalplanung oder die Weiterbildung der Mitarbeitenden. Es geht um Fragen wie:

  • Wie viele Ressourcen auf den einzelnen Use Cases fallen weg, wie viele zusätzliche braucht es an anderer?
  • Brauchen wir neue Kompetenzen oder Job-Descriptions?
  • Benötigen wir zusätzliches Personal, damit der KI-Change gelingen kann? Wie sollten wir unsere aktuelle Belegschaft trainieren, damit sie KI-Technologie sicher und kompetent anwenden können?

Unser AI Readiness-Report hat übrigens auch gezeigt: In das KI-Training ihrer Mitarbeiter:innen wird seitens der Unternehmen noch kaum investiert. Ein Fehler, denn um produktiv mit KI zu arbeiten, braucht es solides Grundwissen und Praxiskenntnisse. Hier sollte eine maßgeschneiderte Unternehmenslösung das Mittel der Wahl sein. Bei disruptive sind wir aktuell dabei, eine skalierbare KI-Akademie aufzubauen. Modulares KI-Learning, wann und wo man will, wird so ganz einfach möglich.

KI-Change: Der Faktor Mensch im Fokus

Sitzen Sie im Geiste schon auf gepackten Koffern? Ich hoffe, sie haben Lust auf eine KI-Expedition bekommen. 

Ein Gedanke zum Schluss: KI-Implementierungsprojekte sind Change-Projekte. Irgendjemand Kluges hat mal gesagt: Das Wichtigste, damit Change gelingt, sind die Menschen. Die GenAI-Disruption verunsichert und polarisiert – auch wenn die Mitarbeitenden generell optimistisch in die KI-Zukunft schauen. Nur, wenn wir die Motivierten frühzeitig fördern und die Bedenken und Sorgen derer, die noch zögern, ernst nehmen, steht dem Erfolg Ihrer KI-Expedition nichts mehr im Wege. Also dann: Safe travels!

Bildquelle: Midjourney/Disruptive

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