
So gut ist Sora, die neue Video-KI von OpenAI:
Die Ankündigung war einer der KI-Wow-Momente des Jahres 2024 – nur: Nach der Ankündigung folgte zunächst nichts Neues. Die Rede ist von der Video-KI Sora, die OpenAI im vergangenen Februar vorstellte. Auf Basis einfacher Text-Prompts sollten fotorealistische Videos entstehen – Videos wie dieser Clip einer Frau, die durch die Straßen von Tokio flaniert, gingen viral.
Nur: Selbst nutzen konnte man Sora nicht – bis jetzt. Seit Dezember ist das Tool für Abonnent:innen der kostenpflichtigen Version von ChatGPT verfügbar. Allerdings, wie bei vielen KI-Innovationen, zunächst nicht für Nutzer:innen in der EU.
Um Sora auch in der EU zu nutzen, gibt es einen Trick
Ein simpler Trick umgeht die Zugriffsbeschränkung jedoch. Verbinden Sie sich per VPN mit einem Standort in den USA oder Kanada, und schon ist der Zugriff über sora.com problemlos möglich. Am einfachsten kann man den VPN-Zugang über eine Browser-Erweiterung herstellen. In Google Chrome sind z. B. die kostenlosen Plugins „Planet VPN“ oder „VeePN“ empfehlenswert.
So ist Sora aufgebaut
Sora ist ein Tool von der ChatGPT-Entwicklerfirma OpenAI. Das Interface ist daher auch durchaus ähnlich wie das von ChatGPT aufgebaut, beginnend mit der Navigationsleiste auf der linken Seite und dem Eingabeschlitz am unteren Rand, in dem man seinen Prompt eingibt:

Die bisher generierten eigenen Videos erscheinen darüber im Hintergrund. Über die Navigation links kann man andere Inhalte durchsuchen, eigene sortieren, Favoriten aufrufen und einiges mehr.
Sora für Einsteiger
Die einfachste Form, in Sora Videos zu erstellen, funktioniert per Text-Prompt. Tipp: Wir machen gute Erfahrungen damit, ChatGPT die Video-Prompts schreiben zu lassen – so wie wir es auch schon bei Bild-KI-Tools wie Midjourney tun.
Neben dem Prompt kann man über die Buttons darunter noch einige Spezifikationen festlegen
- Auflösung (max. 720 px)
- Format (9×16, quadratisch oder 16×9)
- Länge (5 oder 10 Sekunden). Oft liest man, es seien nur fünf Sekunden möglich, aber OpenAI hat das Limit bereits angepasst.
- Anzahl der Varianten, die Sora erstellen soll (1-4).
Die Videoerstellung dauert etwa 30 Sekunden, wenn man die reduzierte Auflösung von 480 px wählt. Bei 720 px wartet man etwa viermal so lange.
Das neue Video findet man, indem man rechts oben auf das Glockensymbol klickt oder links auf „Alle Videos“ klickt. Sie können eigene Videos herunterladen, als Plus- oder Teams-Nutzer allerdings nur mit Sora-Wasserzeichen. Zumindest ist das nur sehr klein unter rechts zu sehen, wie man bei diesem Katzen-Spaziergang auf dem Wiener Heldenplatz sieht:
Sora für Fortgeschrittene
Die vier hilfreichsten Funktionen in Sora für Fortgeschrittene sind:
- Content-Upload: Über das Plus-Symbol unten links im Chat-Fenster kann man eigene Bilder oder sogar Videos hochladen und diese als Basis für den neuen Clip nutzen.
- Storyboard: Indem Sie ein Storyboard erstellen, können Sie ein Video mit mehreren Szenen erstellen. Jede Szene hat eine Karte auf einer Zeitleiste, auf der Sie sie mit Text beschreiben oder dort ein Video oder ein Bild hochladen. Indem Sie die einzelnen Karten auf der Leiste verschieben, verkürzen oder verlängern Sie die Szenen. Lassen Sie zwischen den Karten immer etwas Platz, damit die KI die Szenen sinnvoll miteinander verbinden kann. Sonst gibt es Bildsprünge.
- Video bearbeiten: Sora bietet verschiedene Möglichkeiten zur Bearbeitung. Beim Remixen lassen Sie die KI ein neues Video erstellen und können ihr dazu im Prompt passende ergänzende Anweisungen mitgeben. Beim Recut trimmen Sie den Clip, und beim Blenden mischen Sie ihn mit einem anderen Bild oder Video zusammen.
- Loopen: Machen Sie aus Ihrem Kurzvideo einen Endlosclip. Das Loopen funktioniert, so unsere Erfahrung, bisher allerdings nur selten wirklich gut – oft „halluziniert“ Sora hier Elemente in den Übergang oder baut Glitches ein, die im Video nichts verloren haben.
Bild-zu-Video: in drei Schritten zum tanzenden Roboter
Unser Lieblings-Case ist dieser Roboter: Basierend auf diesem Midjourney-Bild haben wir in drei Schritten daraus ein Endlosvideo erstellt, in dem die Blechbüchse von der Treppe hopst, im Konfetti tanzt und anschließend wieder auf die Treppe zurückspringt.

So sind wir vorgegangen:
- zwei Videos über leicht unterschiedliche Textprompts aus ChatGPT erstellen
- diese beiden über Soras Blending-Funktion mischen
- anschließend das Ergebnis loopen. Macht zumindest schon mal gute Laune, sehen Sie selbst:
Das kostet die Sora-Nutzung
Generell ist Sora für zahlende ChatGPT-Nutzer:innen kostenlos. Aber: Die Anzahl der Clips, die man erstellen kann, ist limitiert. Jedes Generieren verbraucht einen Teil monatlich verfügbarer Credits. Von diesen haben ChatGPT Plus und ChatGPT Team-Nutzer (das sind die Accounts zu je etwa 20€ pro Monat) jeweils 1.000. Usern des 200€-Pro-Abos steht die zehnfache Menge zur Verfügung.
Zudem können sie bis zu 20 Sekunden lange und höher auflösende Videos mit zumindest 1080 px generieren. Die Kosten pro Video reichen von 25 Credits (5 Sek. bei 480 px) bis zu 2.000 Credits (20 Sek. bei 1080 px). Praktisch ist das Fragezeichen-Icon unter dem Prompt: Wenn mit dem Cursor darüber fährt, blendet Sora ein, wie viele Budget man voraussichtlich benötigen wird.
Für das Remixen zuvor erstellter Videos werden ebenfalls, wenn auch weniger, Credits fällig. Weitere Credits können Plus- und Team-User nicht kaufen. Ist das Budget aufgebraucht, müssen sie bis zum nächsten Abbuchungstermin der Abokosten warten. Dann lädt Sora das Budget wieder auf. Mehr zu den Kosten steht hier bei OpenAI.
Und noch ein Feature für Pro-Nutzer: Wenn sie ihr Credit-Paket aufgebraucht haben, können sie immer noch sogenannte „Relaxed Videos“ erstellen. Die Video-Specs sind die gleichen, nur erstellt Sora die Clips deutlich langsamer.
Für professionellere Videoerstellung ist ChatGPT Plus aktuell tatsächlich sinnvoll – allerdings ist davon auszugehen, dass OpenAI die Standards nach und nach für alle Abo-Varianten hochsetzt – so wie es beim Chatbot selbst ja auch der Fall gewesen ist.
Fazit: Noch ist es eine Spielerei, aber das sollte nicht täuschen
Erster Eindruck: Aufgrund der Kürze und der geringen Auflösung sind Sora-Videos bisher nur eine nette Spielerei. Manche Clips schauen bemerkenswert echt aus wie unsere Katze auf dem Heldenplatz, in anderen fliegt das Pferd, das eigentlich die Kutsche ziehen sollte, plötzlich davon …
Aber: Viele KI-Innovationen, die anfangs nur „nette Spielereien“ waren, haben sich sehr schnell als wegweisend erwiesen. Google hat mit „Veo 2“ bereits ein eigenes Video-Tool angekündigt, das Sora ebenbürtig sein soll. Und wenn man den führenden US-Techblogs vertraut, dann wird Video-KI in diesem Jahr so gut, dass sie sich auch für professionelle Anwendungen eignet.
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