Mit DeepSeek arbeiten – das sollten Sie wissen 

DeepSeek hält die KI-Welt in Atem. Scheinbar aus dem Nichts gekommen, ist der chinesische Chatbot direkt auf einem Level mit ChatGPT – und dabei schneller und angeblich auch deutlich effizienter, was den Verbrauch von Strom und Rechenpower angeht. Aber was muss man wissen, wenn man mit DeepSeek arbeiten will – ob privat oder beruflich? Wir beantworten die wichtigsten Fragen: 

  1. Was ist DeepSeek?
  2. Ist DeepSeek sicher?
  3. Wie kann ich DeepSeek installieren? 
  4. Welche Funktionen sollte man zum Arbeiten kennen?
  5. Was kann DeepSeek (noch) nicht?
  6. Zensiert DeepSeek Inhalte?
  7. Wie Open Source ist DeepSeek wirklich?

 

1. Was ist DeepSeek?

DeepSeek ist ein chinesisches KI-Unternehmen, das sich auf Sprachmodelle und KI-Bots spezialisiert. Weltweit bekannt wurde die Firma mit dem Modell DeepSeek-R1, das am 20. Januar 2025 veröffentlicht wurde und vom Start weg mit Marktführern wie ChatGPT mithält. Damit hat es erstmals ein chinesisches Modell geschafft, sich als ernsthafter Konkurrent im globalen KI-Rennen zu positionieren.

Bemerkenswert ist die hohe Effizienz von DeepSeek: Die Entwicklungskosten von R1 lagen nach eigenen Angaben nur bei nur 5,6 Millionen Dollar, während ähnliche Modelle das Zehn- bis Zwanzigfache kosten. Dank Open-Source-Zugang sind die DeepSeek-Modelle – anders als etwa ChatGPT – für Entwickler:innen leicht in eigene Programme zu integrieren, was als Beitrag zu einer Demokratisierung von KI-Technologie gesehen wird. 

2. Ist DeepSeek sicher?

Wenn man sich fragt, ob DeepSeek sicher ist, denkt man vermutlich vor allem an den Schutz der eigenen Daten, die man in den Chatbot eingibt oder herausbekommt. Denn GenAI-Tools stehen hier bekanntermaßen in der Kritik, mit Daten Dritter nicht sonderlich sensibel umzugehen.

Während KI-Anbieter wie OpenAI, also die Firma hinter ChatGPT, zumindest gewisse Datenschutzstandards umgesetzt haben, ignoriert DeepSeek das Thema bisher weitgehend. So gibt es nur eine sehr lückenhafte Datenschutzerklärung, die nicht den Anforderungen der DSGVO entspricht. Viele Informationen sind unvollständig und lassen viele Fragen offen. Aus Sicht professioneller Nutzer besonders problematisch: Es ist kein Auftragsverarbeitungsvertrag (AVV) vorhanden: Unternehmen, die DeepSeek nutzen möchten, benötigen allerdings eine AVV gemäß DSGVO. Ohne eine solche Vereinbarung ist eine rechtskonforme kommerzielle Nutzung daher nicht zulässig. 

Ebenfalls kritisch zu sehen, ist, dass DeepSeek – natürlich – chinesischem Recht unterliegt. Gemäß chinesischen Sicherheitsgesetzen können daher Daten an staatliche Behörden weitergegeben werden. Dass es in den USA ähnlich ist, soll natürlich nicht unerwähnt bleiben. Auch deswegen bieten Firmen wie Microsoft ja datenschutzsichere Lösungen mit Hosting in der EU an. So ein Angebot gibt es bei DeepSeek nicht, und das sagt die Firma auch ganz unverblümt: „We store the information we collect in secure servers located in the People’s Republic of China.“

Anders sieht es aus mit DeepSeek-Instanzen, die man auf eigenen Computern („on premise“) laufen lässt. Da DeepSeek als Open-Access-Produkt (s.u.) angeboten wird, kann jede:r ITler sich die Software selbst installieren. Wenn man es richtig einstellt, sollte es kein Risiko eines Datenabflusses geben. Allerdings eignen sich solche Lösungen nur für Profis.

Empfehlung: Aus rechtlichen Gründen sollten Unternehmen DeepSeek, wenn überhaupt, nur sehr umsichtig nutzen. In keinem Fall darf man den Bot mit personenbezogenen Daten füttern. Auch sonstige vertrauliche Daten haben in DeepSeek nichts verloren. Um die Fähigkeit des LLM zu testen und für die Arbeit mit unkritischen Informationen hingegen kann man das Tool einsetzen – wir lassen es bei uns allerdings nur in einem separaten Browser, in dem wir nicht angemeldet sind, und im Inkognito-Modus laufen.

3. Wie kann ich DeepSeek installieren?

Wie bei KI-Bots üblich, braucht es keine Installation. DeepSeek ist ein Software-as-a-Service-Produkt, dass Sie über chat.deepseek.com im Browser öffnen. Smartphone-Apps für iOS und Android sind verfügbar. Desktop-Apps wie etwa bei ChatGPT gibt es noch nicht.

Zur Nutzung muss man sich anmelden – aus Deutschland geht dies via Mail oder Google-Account. Die Authentifizierung per Handy funktioniert nur mit chinesischen Nummern. Die bei der Anmeldung zu akzeptierenden Nutzungsbedingungen sind problematisch, wie oben schon beschrieben, aber nicht per se ein Ausschlusskriterium. 

Empfehlung: Wenn Sie mit DeepSeek arbeiten wollen, richten Sie sich ein separates Google-Konto ein, wenn Sie diesen Weg der Anmeldung gehen wollen. Denn wie üblich verlangt die Anmeldung, dass gewisse Google-Daten übertragen werden. Dazu die eigentlichen Account-Daten zu nutzen, erscheint uns unnötig freigiebig.

4. Welche Funktionen sollte man kennen, um mit DeepSeek zu arbeiten?


Grundsätzlich ist das Tool so aufgebaut wie fast alle KI-Chatbots: In der Mitte findet sich die Prompting-Zeile, links in der Marginalspalte sind die Dialoghistorie und die Einstellungen zu finden. Nicht zu übersehen ist der blaue Wal, das Logo von DeepSeek:

Interessant sind drei Funktionen beim Prompten:

  • Button „DeepThink (R1)“: Nur wenn Sie den Button aktiviert haben (dann ist er blau), wechselt DeepSeek auf das neue Modell R1. Ansonsten wird die Vorgängerversion V3 genutzt. V3 wurde im Dezember veröffentlicht und ist bereits jetzt veraltet (so viel zur aktuellen „KI-Geschwindigkeit“). Standardaufgaben löst auch V3 problemlos, für komplexe Denkprozesse – in der KI-Sprache „Reasoning“ genannt, empfiehlt DeepSeek selbst das Modell R1. Dem Bot beim Nachdenken zuzusehen, ist beeindruckend. Erstens, weil das chinesische Tool zumeist deutlich schneller ist, als etwa ChatGPT. Bei uns im Blog haben wir das im Test von DeepSeek gegen die US-Konkurrenz dokumentiert. Zweitens, weil DeepSeek sehr nachvollziehbar die eigenen Gedankengänge beschreibt.
  • Button „Search“: Dieser Button ist wichtig. Nur wenn er aktiviert, also blau, ist, greift DeepSeek aktiv aufs Internet zu. Ansonsten nutzt es ausschließlich sein antrainiertes Wissen, und das reicht nach eigenen Aussagen des Models nur bis Oktober 2023. Für alle Fragen mit Aktualitätsbezug also unbedingt den Button aktivieren. 
  • Büroklammer-Symbol: Wie aus anderen Interfaces bekannt, kann man hier Dokumente oder Dateien hochladen. DeepSeek lässt diverse Formate zu, von Bildern über PDFs bis zu Office-Dokumente (allerdings keine Google-Formate). Search und Upload in einer Abfrage schließen sich aus – das ist wie bei ChatGPT.

Empfehlung: Arbeiten Sie immer mit der Version R1 – sie ist leistungsstärker und, bisher zumindest, kostenlos und unbegrenzt nutzbar.

5. Was kann DeepSeek (noch) nicht?

Wer regelmäßig mit Chatbots arbeitet, wird einige Features vermissen:

  1. kein Sprachinterface: Mit Gemini, Perplexity oder ChatGPT kann man inzwischen – wenn auch teils nur in den Bezahlversionen – in diversen Sprachen plaudern. Andere Tools, wie Claude, verstehen zumindest gesprochene Sprache und antworten dann schriftlich. DeepSeek hat dieses Feature (noch zumindest) nicht. 
  2. keine Bilderstellung im Tool: Anders als Bots wie Microsoft Copilot oder ChatGPT kann DeepSeek selbst noch Bilder erstellen. Allerdings hat das Unternehmen Ende Januar auch eine Bild-KI gelauncht, genannt „Janus“. Um die zu nutzen, braucht es jedoch einiges an IT-Knowhow. Für technische Laien ist alternativ eine Testversion kostenlos unter HuggingFace nutzbar. Die Ergebnisse sind jedoch bisher sehr rudimentär.
  3. keine Zusatztools wie ChatGPT Canvans oder das neue Feature „Tasks“, mit dem man sich eigene kleine AI Agents baut
  4. keine eigene Bibliothek an Spezialwerkzeugen, wie wir sie von den Gemini „Gems“ oder den „CustomGPTs“ in ChatGPT kennen.
  5. kaum individuelle Privacy-Einstellungen: In dem Bereich haben die US-Bots im vergangenen Jahr ja stark nachgearbeitet. So kann man z.B. in ChatGPT temporäre Chats einrichten, die nach einer gewissen Zahl an Tagen automatisch gelöscht werden, oder kann festlegen, ob die eigenen Daten zum Modelltraining genutzt werden oder nicht. Letzteres bietet auch Perplexity an, um, so das Versprechen, auszuschließen, dass vertrauliche Informationen ins LLM eingehen und so anderen Nutzern zur Verfügung stehen. All diese Funktionen hat DeepSeek nicht. Das einzige Angebot ist, alle bisherigen Threads zu löschen (in der Hoffnung, dass auch die Anbieter dann keinen Zugriff mehr auf die Daten behalten).

Empfehlung: Wer auch mit DeepSeek sprechen möchte, kann das tun – zumindest was die Eingabe angeht. Über Speech-to-Text-Tools wie Wispr können Sie Ihre Prompts bei DeepSeek einsprechen. Als Antwort bekommen Sie aber nur geschriebenen Text.

6. Zensiert DeepSeek Inhalte?

Ja, DeepSeek zensiert Inhalte zu sensiblen Themen, insbesondere solcher, die in China als politisch heikel gelten. Dazu gehören etwa Fragen zum Massaker auf dem Platz de Himmlischen Friedens oder alles, was sich um Taiwan dreht. Dabei gibt es drei Muster:

  • Das Modell verweigert Antworten und wiegelt direkt ab mit der immer gleichen Standardmeldung: „Tut mir leid, das liegt außerhalb meines aktuellen Aufgabenbereichs. Lass uns über etwas anderes sprechen.“
  • Es antwortet zunächst, löscht den Text dann aber in Sekundenschnelle und zeigt statt dessen die Standardmeldung. Beispiele dafür finden sich in unserem DeepSeek-Test.
  • Es antwortet im Sinne der staatlichen Propaganda, wie dieses Beispiel zeigt:

Außer dem verklausulierten Hinweis auf das „sensible und komplexe Thema“ klingt der Text wie vom Generalsekretär der KP selbst formuliert. Der Propaganda-Sprech setzt sich fort bis zum Hinweis auf Chinas „Bestreben, die Interessen des Volkes zu schützen und die umfassende Entwicklung des Landes voranzutreiben“. Wann genau DeepSeek welche Methode wählt, um China-kritische Ergebnisse zu verhindern, ist noch nicht erkennbar.

Was man aber sieht, ist, dass es oft ein wenig über’s Ziel hinausschießt. Denn selbst die Frage, mit welchem Buchstaben das Wort „Taiwan“ beginnt, kam nur zurück: „Lass uns über etwas anderes sprechen.“

Empfehlung für Profis: Installiert man DeepSeek auf dem eigenen Rechner, lässt sich die Zensur offenbar umgehen. Das berichten zumindest Medien wie der britische „Guardian“.

7. Wie Open Source ist DeepSeek nun eigentlich?

Das Modell läuft unter einer sogenannten Open-Access-Lizenz des MIT. Der Open-Access-Standard kommt aus der Wissenschaft und legt fest, dass jede:r Dritte die Technologie ohne Einschränkungen nutzen darf, sei es privat, kommerziell oder akademisch. Damit setzt sich DeepSeek bewusst ab von proprietären KI-Systemen wie ChatGPT, deren Lizenzen sehr restriktiv sind.

In IT-Kreisen, etwa bei Github oder HuggingFace, wird diskutiert, ob DeepSeek wirklich Open Source in Reinform sei. Der Grund: Die Firma hat diverse Daten zu Modelltraining und Datensammlung nicht veröffentlicht. Tatsächlich kann das eine Weiternutzung in eigenen Systemen erschweren, weil einige Grundannahmen nicht bekannt sind. Diese Diskussion würden wir jedoch hier gerne wieder an die Tech-Foren zurückgeben…

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